Bischof Bertram würdigt seligen Pater Jeningen

„Den Menschen Mut gemacht“

ELLWANGEN – In einem feierlichen Pontifikalamt sprach der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich im Auftrag von Papst Franziskus und in Anwesenheit mehrerer Bischöfe in Ellwangen (Ostalbkreis) Jesuitenpater Philipp Jeningen (1642 bis 1704) selig. Als Konzelebrant unterstrich Bischof Bertram Meier die Bedeutung des neuen Seligen für das Bistum Augsburg und die Menschen heute.

Auf dem Marktplatz vor der Basilika St. Vitus hatten sich zu dem Festgottesdienst mehrere Tausend Menschen versammelt. In der dortigen Liebfrauenkapelle befindet sich das Grab von Jeningen, der über Jahrhunderte hinweg bis heute von Menschen um Fürsprache, Kraft und Hilfe angerufen wird. Zu den Konzelebranten der Messfeier zählten neben Bischof Bertram Bischof Gebhard Fürst (Diözese Rottenburg-Stuttgart), der Apostolische Nuntius Erzbischof Nicola Eterović, die Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt) und Joseph de Metz-Noblat (Langres) sowie der Provinzial der Jesuiten, Pater Bernhard Bürgler.

Zu Beginn des Pontifikalamts bat Bischof Fürst um die Seligsprechung Jeningens, und Pfarrer Michael Windisch erläuterte dessen Lebensweg. Daraufhin verlas Kardinal Hollerich das in lateinischer Sprache verfasste Apostolische Schreiben von Papst Franziskus und vollzog damit die Seligsprechung. Die Gläubigen applaudierten voller Freude, während symbolisch ein rund 20 Quadratmeter großes Bild des „guten Pater Philipp“ enthüllt wurde. 

Dem Papst „Vergelts Gott“

Begleitet von Fanfaren-Klängen der Orgel, Blechbläsern, Chor- und Gemeindegesang, begaben sich die Zelebranten in einer Prozession zu seinem Grab in die Liebfrauenkapelle. Bischof Fürst sprach danach dem Papst ein „Vergelt’s Gott“ für die Seligsprechung aus.

Auf die tiefe Verbundenheit Pater Philipps mit Gott ging Kardinal Hollerich in seiner Predigt ein. „Pater Philipp schaffte es, Gott in allen Dingen seines Lebens, in seinem Alltag zu finden. Er sah sich in Gott widergespiegelt und erfuhr dort, dass er absolut angenommen und geliebt ist.“ Die Menschen heute könnten von dem Jesuiten den absoluten Glauben an Gott lernen und seine Menschenliebe annehmen. Diese Liebe gelte es nicht nur als Gefühl, sondern auch im Engagement beispielsweise für Flüchtlinge oder den Frieden zu zeigen. „Pater Philipp war ein Mann der ‚liebenden Begegnung‘“, sagte der Kardinal.

In mehrfacher Hinsicht strahlt die Seligsprechung Jeningens in das Bistum Augsburg hinein: Bis zur Säkularisation gehörte Ellwangen zum Bistum Augsburg. Für Bertram Meier gibt es auch biografische Verbindungen: Pater Philipp besuchte das Jesuiten-Noviziat in Landsberg am Lech, nahe der Heimat des Bischofs. „Ich stehe ihm auch menschlich-geistlich sehr nahe als einer, der ignatianisch geprägt war.“ 

Humor und Leichtigkeit

Besonders betonte der Bischof die bleibende Aktualität des Wirkens des neuen Seligen: „Jeningen würde man heute einen Missionar oder auch Evangelisierer nennen. In einer Zeit, als das Volk depressiv war, geschüttelt durch Krise und Krieg, hat er den Menschen Mut gemacht – und zwar nicht so sehr durch geschliffene Reden, sondern durch Authentizität, seinen Humor und seine Leichtigkeit. Solche Vorbilder im Glauben brauchen wir heute“, erklärte Bischof Bertram. 

Es gelte, die Kirche nicht verbissen und verbiestert erneuern zu wollen, „sondern mit Gelassenheit und Heiterkeit hineinzuhören in uns, um dann die Kraft des Evangeliums mit den Gaben des Heiligen Geistes zu verknüpfen, die uns allen geschenkt sind.“ Nur so geschehe Evangelisierung, nur so werde Berufungspastoral Erfolg haben. „Nur so werden wir eine geistliche Reform und keine strukturelle Reformation in Deutschland erleben“, mahnte der Bischof.

Vielbesuchte Stätte

Mit der Seligsprechung von Pater Philipp Jeningen geht ein lang gehegter Wunsch vieler Menschen in Erfüllung. Seit seinem Tod 1704 ist die Verehrung des „guten Paters Philipp“ nie erloschen; bis heute ist sein Grab in der Liebfrauenkapelle der Basilika St. Vitus in Ellwangen eine vielbesuchte Stätte des Gebets und der Fürbitte.

Pavel Jerabek/drs

24.07.2022 - Bistum Augsburg